An zwei Onlinetreffen am 15. und 24.Oktober 2024 haben sich insgesamt fast 80 Menschen – Ärzte, Heilpraktiker, Therapeuten und Menschen aus dem Gesundheitswesen - darüber ausgetauscht, was sie sich von einem neuen Gesundheitswesen wünschen und wie ein Gesundheitswesen gestaltet werden kann, das Menschlichkeit und Ganzheitlichkeit in den Mittelpunkt stellt. Dabei ist dieses Mindmap entstanden.
Fazit
(für die Eiligen 😉)
In komplexen Strukturen ist ein Mindmap ein erprobtes Mittel, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen.
Wichtig ist, dass es nicht beim Mindmap bleibt, dass sich die Ideen und Ansätze in konkreten Planungen und Strukturen vor Ort niederschlagen. Lasst uns dafür die nächsten Schritte gehen.
Du willst wissen, wie Du vor Ort Deine Visionen umsetzt? Dann komme in die regelmäßigen Vernetzungstreffen oder sprich uns an.
Das komplette Mindmap ist unter dieser Adresse einseh- und erweiterbar: https://miro.com/app/board/uXjVLOSYesY=/
Die Themen
Von den Teilnehmern wurden 12 Bereiche benannt:
- Werte
- Was gibt es schon
- Patienten
- Therapien
- Visionen
- Gesunde Strukturen
- Einrichtungen
- Verbindung von unterschiedlichen Bereichen
- Finanzierung
- Aus- und Weiterbildung
- Prävention
- Forschung und Wissenschaft
Werte
Menschlichkeit und Ganzheitlichkeit sind zentrale Werte, die das neue Gesundheitswesen prägen sollen. In einer Zeit, in der der Mainstream auf technologische
Fortschritte und digitale Lösungen setzt, dürfen wir im Blick behalten, dass das Herzstück jeder medizinischen Intervention der Mensch bleibt.
Stärker als bisher soll eine Behandlung als Einheit von Körper, Seele und Geist gesehen werden. Damit erschließen sich völlig neue Behandlungsoptionen und Heilungschancen, weil vor allem hinter
chronischen Erkrankungen meist Ursachen im seelisch-geistigen Bereich liegen, die sich im Körper manifestieren.
Die Teilnehmer wünschen sich eine Unabhängigkeit zukünftiger Gesundheitsstrukturen und der Gesetzgebung von der Pharmaindustrie.
Was gibt es schon
In der Betrachtung zum neuen Gesundheitswesen geht es nicht darum, die Errungenschaften der klassischen Medizin zu negieren oder Gräben zu schaufeln. Vor allem im Bereich der Akutmedizin ist es
für den Patient lebensrettend, wenn für ihn moderne Technik, gut ausgebildete Chirurgen und Akutmedikamente erreichbar sind.
Probleme des bestehenden Systems zeigen sich vor allem im Bereich der chronischen Erkrankungen. 91% aller Menschen in Deutschland sterben an oder mit nicht übertragbaren Krankheiten. Patienten
sind hier nur unzureichend versorgt.
Dennoch gibt es in Deutschland schon eine breite Basis ganzheitlicher Einrichtungen:
- 15 ganzheitliche Kliniken oder Abteilungen in konventionellen Kliniken
- Ca. 45.000 Ärzte mit ganzheitlicher Zusatzweiterbildung (Homöopathie, Akupunktur, Naturheilverfahren, Umweltmedizin); dazu kommen curricularen Vollausbildungen bei ca. 25% der Ärzte (ca. 100.000 Ärzte)
- Ca. 3.000 ganzheitlich arbeitende Zahnärzte und
- Ca. 47.000 Heilpraktiker
In der Coronazeit haben sich zahlreiche Ärzte- und Therapeutennetzwerke geformt, die Wissen austauschen und sich vernetzen. Und es gibt viele ermutigende Beispiele wie die Therapeutica, die es z.T. schon 30 Jahre gibt, das Netzwerk Ganzheitsmedizin in Berlin oder auch den Lebensgarten Grüne Aue.
Patienten
Im zukünftigen Gesundheitswesen hat aus Sicht der Teilnehmer der Patient eine veränderte Rolle. Er wandelt sich vom Erdulder (lateinisch „patiens“ ‚leidend, erduldend) in einen Menschen, der aktiv agierend seine Erkrankung als Entwicklungsimpuls in seine eigenen Hände nimmt. Der Arzt und Therapeut wird wertvoller Begleiter dieses Entwicklungsweges. Wichtig dafür ist, dass sich der Patient das dafür notwendige Wissen aneignet – Gesundheitsbildung wird also immer wichtiger. Ängste, die bisher das Handeln des Patienten bestimmt haben, erkennt er als solche und kann sie auflösen.
Es ist noch ein weiter Weg, bis eine Vielzahl an Patienten sich in diesem Bild wiedererkennen. Dafür braucht es eine neue Gesundheitskultur, die sich rund um neue Einrichtungen etablieren kann.
Therapien
In der Sammlung der ganzheitlichen Therapien zeigt sich das Spektrum der Anwesenden. Sie erhebt bei weitem nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Hier finden sich viele traditionelle Therapiesysteme, wie die Traditionelle Europäische Medizin, die TCM oder der Ayurveda und auch neue Verfahren, wie die Energie- und Informationsmedizin. Allen ist eigen, dass sie die Möglichkeiten zur ursächlichen Behandlung in sich tragen. Der Fokus der Behandlung ist die Heilung auf körperlicher, seelischer und geistiger Ebene.
Visionen
Im Bereich der Visionen kamen Ideen und Beiträge, die gar nicht so weit weg sind von dem, was bereits existiert, wie z.B. die Medizin mit anderen Berufsfeldern zu verknüpfen (Koch und Landwirt) und es kamen Visionen für die sich die äußeren Rahmenbedingungen deutlich ändern müssen – z.B. beim Wunsch, dass Leistungen von Geistheilern durch die gesetzlichen Kassen erstattet werden.
Andere Visionen sind durch engagierte Projektgruppen mit genügend Mut für Innovationen und mit gemeinsamem Wirken vorstellbar – wie die Übertragung der Prinzipien der solidarischen Landwirtschaft
auf die Medizin – dann würden Ärzte und Therapeuten für Gesundheit bezahlt.
Alles Neue beginnt mit einer Vision. Träumen Menschen gemeinsam, werden viele Visionen realisierbar.
Gesunde Strukturen und Einrichtungen
Gerade im ländlichen Bereich schwindet derzeit die Gesundheitsinfrastruktur: kleine Kliniken schließen und Landarztsitze können nicht nachbesetzt werden. Was können Lösungen dafür sein? Hier sind
die Überlegungen der Teilnehmer, dass sich die Menschen vor Ort gemeinsam überlegen, wie sie die Gesundheitsversorgung organisieren wollen und sie mit lokalen Playern in die eigenen Hände nehmen.
Das kann z.B. die wieder erweckte Idee der Gemeindeschwester sein, die dann ggf. auch Patientenlotsenfunktion erfüllt.
Wichtig war den Teilnehmern, dass Kinder und junge Familien frühzeitig wieder eine Verbindung zur Natur erhalten und dazu, wie sie sich bei einfachen Fällen mit natürlichen Mitteln selbst helfen
können. In diesem Kontext spielte immer wieder auch eine gesunde Ernährung eine Rolle, an die Kinder schon sehr früh spielerisch und aus einem Genusserleben heraus herangeführt werden.
Für das Thema Pflege wünschen sich die Anwesenden neue Versorgungsformen wie Pflegebauernhöfe, ganzheitliche Demenz-WGs und gemeinschaftlich getragene Pflegemodelle.
Verbindung von unterschiedlichen Bereichen
Wie wäre es, wenn die Altenpflegeeinrichtung und der Kindergarten eines Ortes eine Einrichtung sind und beide Seiten voneinander profitieren können?
Die Kombination von Landwirtschaft und Pflege in Pflegebauernhöfen ist bereits bekannt. In den Gärten der Genesung wird die Landwirtschaft oder das Wirken im Garten mit Heilung kombiniert. Der Bedarf für solche Einrichtungen ist riesig.
Finanzierung
Die hohen und stetig steigenden Sozialversicherungsbeiträge der Versicherten kommen nur unzureichend bei den Menschen an, die im System arbeiten und immer mehr Leistungen - vor allem im
ganzheitlichen Bereich müssen darüber hinaus von den Versicherten selbst getragen werden. Das bisher bestehende System scheint immer weniger finanzierbar zu sein.
Was können Lösungen sein:
Gemeinschaftliche Finanzierung von Gesundheitseinrichtungen: Wenn Einrichtungen gemeinsam finanziert werden und keine Mittel in die Renditen Unbeteiligter abfließen, können Ärzte
und Therapeuten ihre Leistungen günstiger anbieten. Davon profitiert der Patient – vor allem auch im Bereich der ganzheitlichen Leistungen, die derzeit noch nicht von den gesetzlichen Kassen
erstattet werden.
Ein großer Wunsch der Teilnehmer war, dass sich das neue Gesundheitswesen jeder leisten kann. Möglicherweise sind die Gesundheitssolidargemeinschaften ein Baustein dafür. Derzeit
sind in Deutschland 20.000 Mitglieder in Solidargemeinschaften abgesichert. Die Mitglieder sind Selbstzahler und präferieren ganzheitliche Behandlungen. Derzeit gibt es drei berufsunabhängige
Solidargemeinschaften: Samariter, Artabana und Solidago (einen ausführlichen Blogbeitrag dazu gibt es hier).
Zu diesem Punkt gab es auch ausgefallene Ideen, wie die 10er Karte, die für alle Ärzte und Therapeuten eines Gesundheitshauses gültig ist. Dazu muss sicher noch die eine oder andre rechtliche
Frage geklärt werden.
Aus- und Weiterbildung
Ärzte haben in ihrem Studium bis auf wenige Ausnahmen immer weniger Kontakt mit der Integrativmedizin. Die Zahl der Menschen, die eine Heilpraktikerausbildung beginnen, geht zurück. Wer hat noch
Kenntnis über die Anwendung der ungezählten Heilmittel der Integrativmedizin, wenn die noch tätigen betagten Ärzte und Therapeuten in den Ruhestand gehen?
Daraus resultiert der Wunsch der Teilnehmer, die Ärzte-Ausbildung wieder ganzheitlicher auszurichten.
Immer größere Bedeutung erhält die Gesundheitsbildung für Patienten. Wenn diese eigenverantwortlich für ihre Gesundheit einstehen wollen, benötigen sie Wissen: über gesunde
Lebensführung, zur Bewegung, zur Ernährung, zu ihrer Erkrankung …
Gelingt es, dieses Wissen so zu vermitteln, dass es Spaß macht, dass Menschen Lust auf Gesundheit bekommen?
Prävention
Der Punkt „Prävention“ ist eng mit der Gesundheitsbildung verbunden. Menschen müssen wissen, wie sie sich gesund erhalten. Zur Prävention gehört nach Ansicht der Teilnehmer auch die Traumaarbeit im Sinne von: mentale Belastungen aufzulösen, bevor sie sich körperlich manifestieren und die Bewusstseinsentwicklung.
Forschung und Wissenschaft
Der größte Wunsch im Bereich Forschung und Wissenschaft ist, dass die Medizinforschung von der Industrie abgekoppelt wird. Derzeit entfällt der größte Teil der Forschung im Bereich der Medizin auf die Industrie. Das bedeutet auch, dass Bereiche, die nicht direkt mit lukrativen Produkten zusammenhängen – wie z.B. die Ernährung oder traditionelle Heilverfahren, deutlich weniger erforscht werden. Gegenstand von Forschung und Wissenschaft sollte der freie Erkenntnisgewinn sein, losgelöst von einem direkten Produktverkauf.
Von Herzen geschrieben von Anke - Anstifterin für Häuser des Heilens
LIS (Montag, 18 November 2024 13:09)
Die Idee ist sehr gut, vor allem, wie schaffen wir das für jeden und nicht nur für Gutverdiener. Die alten Systeme würde ich nicht einbinden, sie haben ihre Strukturen und werden sich davon nicht lösen können, sie arbeiten nicht für die Patienten, sie arbeiten für die, die Geld durch die Patienten verdienen, nicht umsonst sind viele natürliche Heilverfahren nicht integriert in der Krankenversicherung. Wenn sie an unserem Wohl interessiert wären, würden sie uns selbst entscheiden lassen was für uns gut ist. Es müssen jedoch mehr alternative Ärzte und Kliniken gefunden werden, die heutige medizinische Versorgung ist schlecht, mit Wartezeiten auf Termine bis zu einem Jahr sind nicht mehr zum Wohle der Patienten, Die Ärzte müßten nach Besserung oder Genesung der Patienten bezahlt werden, zumindest zum Großteil. Die großen Krankenkassen oder wer dahinter steckt, wird ein anderes System sehr stark angreifen. Die Pharmaindustrie wird alles versuchen besser da zustehen, mit Klagen und Verboten und Propaganda. Darauf sollte man vorbereitet sein. Ich wünsche mir sehr eine Gesundheitskasse, wo ich meine Ärzte selbst aussuchen kann, wo ich meine Medikamente erhalte, die unbedenklich sind, dafür braucht man andere Apotheken, nicht das System von heute. Die heutigen Apotheken, die meisten, arbeiten mit vielen Dritt- und Viertlieferanten, die dazuverdienen und dadurch werden die Medikamente und Heilmittel sehr teuer. Wer im Ausland Medikamente gekauft hat oder vom Arzt verschriebene selbst bezahlt hat, wundert sich wahrscheinlich über die günstigen Kosten, die bei uns um das x-fache höher sind. Ärzte sollten wieder an ihre Berufung denken und nicht dealer für die Pharmaindustrie sein.
Klaus (Montag, 18 November 2024 10:31)
Bildung ist wichtig. Weder Ärzte noch Patienten wissen was Wchselwirkungen ihrer vielen Tabletten ist. Beratung dazu müsste bezahlt und zugelassen sein. Patienten wurden leider die letzten 15 Jahre immer unselbständiger.
Man müsste die großen Strukturen, Krankenkassen einbinden.
Die sitzen in einem Dilemma, einerseits haben sie viel Macht und Geld andererseits möchten Sie den teuer (und teurer) Versicherten etwas anbieten. Jetzt ist es mittelmäßig.
Die riesigen Privilegien der Ärzte, Selbstverwaltung, müssen weg. Die sind grade auch wegen Corona nicht gerechtfertigt.
Anke (Montag, 18 November 2024 07:16)
Liebe Brgit,
wie wäre es, wenn Du aus dem, was Du jeden Monat für die Gesundheitsvorsorge aufwendest - wahrscheinlich Dein Beitrag in einer Krankenkasse - auch den Heilpraktiker bezahlen dürftest? Dann wäre das Teil der Gesamtvorsorge. Bei den Solidargemeinschaften, die es ja jetzt schon gibt, geht das. Allerdings kannst Du eine Solidargemeinschaft nur wählen, wenn Du selbständig bist oder mehr als die Beitragsbemessungsgrenze verdienst oder eben als zusätzliche Absicherung.
Dieses Mindmap dient dem Weiten des Geistes und der Vorstellung, wohin wir wollen, was wünschenswert ist. Der nächste Schritt ist, wie kommen wir in die Umsetzung: als Individuum, in Initiativgruppen, als Gesellschaft.
Alles Gute!
Herzliche Grüße
Anke
Birgit (Montag, 18 November 2024)
Das alles sind wundervolle Ideen, deren "Bepreisung" leider nicht zu Gering- bzw. Normalverdienern passen, ich leiste mir zwar auch gelegentlich einen Heilpraktiker und besuche Gesundheitskurse, die derzeitigen Honorare, gerade auch bei Heilern, sind einfach zu hoch! Alles Liebe